(Bild in Lizenz von Wolfgang – stock.adobe.com) Neben bekannten Wildtieren wie Elchen, Rentieren und Luchsen tummeln sich in Schweden auch viele Zugvögel. Nicht nur die viel zitierten Wildgänse aus Selma Lagerlöfs Bestseller, sondern auch Kraniche, Singschwäne, Wildenten, Blässhühner, Haubentaucher und viele weitere. Sie kommen im Frühjahr über die Vogelfluglinie aus Norddeutschland und Dänemark ins Land, ziehen ihren Nachwuchs auf und kehren nach dem Sommer, spätestens im Frühherbst, wieder in den wärmeren Süden zurück. Vor ihrem Abschied von Schweden sammeln sich tausende von ihnen auf der Halbinsel Falsterbo, was dann auch zahlreiche Vogelkundler und Vogelbeobachter auf den Plan ruft. Ähnliche „Hotspots“ für Interessierte finden sich weiter nördlich in Schweden und sind auch außerhalb der Zugzeiten einen Besuch wert. In diesem Beitrag möchte ich Dir drei von ihnen näher vorstellen: die Vogelseen Hornborgasjön, Tysslingen und Tåkern.
Hornborgasjön und seine tanzenden Kraniche
Hornborgasjön (auf Deutsch: Hornborgasee) liegt in der Region Västra Götaland, zwischen den großen Seen Vänern und Vättern. Die nächstgelegene Stadt ist Skara an der Europastraße 20 von Göteborg nach Stockholm. Der See erstreckt sich über 28 km² und ist keineswegs wegen seiner Größe, sondern wegen seiner geflügelten Besucher bekannt. Jedes Jahr von Mitte März bis Ende April geben sich tausende Kraniche an seinen verschilften Ufern ihr Stelldichein. Bevor sie sich den Sommer über in den Mooren und Wäldern Norschwedens tummeln, machen sie sich am Hornborgasjön auf Partnersuche. Dabei sind die männlichen Kraniche mit etwas Glück bei ihrem Balztanz zu beobachten – der so genannte „Tanz der Kraniche“. Nachdem die Jungen im Sommerquartier das Fliegen gelernt haben, kehren die Kraniche ab Mitte August bis Anfang Oktober zum Hornborgasjön zurück. Dann bietet sich die Gelegenheit, den „Familien“ bei ihrer letzten großen Rast vor der Rückkehr nach Südeuropa zuzusehen.
Wenn Du neugierig geworden bist, empfehle ich Dir die beiden Besucherzentren am See aufzusuchen. Das größere von beiden ist das „Naturum Hornborgasjön“ am Ostufer, in Nachbarschaft zum „Café Doppingen“. An den südlichen Ausläufern des Sees findest Du das „Infocenter Trandansen“, das allerdings nur anlässlich des Kranichtanzes im Frühling öffnet und ansonsten einige öffentliche Informationstafeln bietet. Neben den Besucherzentren gibt es drei tolle Beobachtungspunkte auf der Halbinsel Fågeludden unweit des „Naturums“:
- „Måsgömslet“ liegt unweit des „Naturums“ und bietet gute Sicht auf Lachmöwenkolonien.
- „Vadargömslet“ liegt weiter draußen auf der Halbinsel und lohnt sich vor allem bei hohem Wasserstand – also im Frühjahr.
- „Doppinggömslet“ ist über einen Steg in sumpfigem Gelände zu erreichen. Von hier aus kannst Du im Frühling und Sommer die meisten Vögel sehen, u.a. Lappentaucher.
Wenn Dir Hornborgasjön zu weit entfernt ist oder nicht auf Deiner Route liegt, gibt es weiter südlich noch einen weiteren See, an dem der Kranichtanz alljährlich zu beobachten ist: Pulken. Er liegt im Naturreservat Pulken-Yngsjö bei Kristianstad in der Region Schonen. Als Aussichtsplattform dient hier das „Utemuseum Pulken“.
Tysslingen und seine singenden Schwäne
Tysslingen ist vom Hornborgasjön über die E20 zu erreichen und mit dem Auto etwa 2 1/2 h entfernt. Der knapp 6 km² große See liegt auf halber Strecke zwischen Örebro und dem Nationalpark Garphyttan und damit nördlich von Vänernund Vättern. Er ist Teil des Naturreservats Tysslingen. Turbulent wird es am Tysslingen jedes Jahr von Februar bis März. In diesem Zeitraum nutzen viele Singschwäne seine nördlichen Ufer als Rastplatz und locken Vogelkundler und -interessierte an. Nach ihrer Balz ziehen die Schwäne weiter in nördlichere Gefilde. An den Seeufern nehmen dann vermehrt Graugänse, Kampfläufer, Kraniche, Löffelenten und Goldregenpfeifer ihre Plätze ein. Im Sommer, wenn die Zugvögel den Tysslingen hinter sich gelassen haben, wimmelt es an ihrer Stelle von brütenden Vogelpaaren wie Feldlerchen, Kiebitzen, Schafstelzen und Wiesenpiepern. Für Besucher gibt es vier Anlaufstellen:
- Am Westufer bei Svalnäs befindet sich eine offene Rasthütte, die über einen befestigten Weg vom Parkplatz zu erreichen ist.
- Am Südostufer, im Wandergebiet Åkerbymaden, steht eine Aussichtsplattform.
- Bei Rånnesta, am Nordufer, bietet ein Aussichtsturm einen guten Ausblick über den See. Hinzu kommt das „Naturens Teater“ mit Café, Ausstellung und den Ergebnissen der Schwan-Zählung.
- Bei der südlichen Spitze, unweit von Irvingsholm, befindet sich noch ein weiterer Aussichtsturm.
Großes Spektakel am Tåkern
Tåkern liegt in der Region Östergötland ist von den beiden vorgenannten Seen etwa gleich weit entfernt. Vom Hornborgasjön benötigt man mit dem Auto etwa 2 1/2 h, weil es leider keine andere Möglichkeit gibt, als den Vätternsee zu umfahren. Der 44 km² große See ist über die Europastraße 4 zu erreichen. Wer sich ohnehin am Vättern aufhält oder einen Zwischenstopp in Vadstena oder Gränna plant, muss also nur einen kleinen Abstecher einplanen. Für Vogelkundler und solche, die es werden wollen, ist Tåkern im Grunde zu jeder Jahreszeit ein lohnendes Ziel. Im Frühling legen hier verschiedene Zugvögel ihre Rast ein: Lachmöwen, Rohrdommeln, Rohrsänger, Wildenten und Wildgänse sorgen für eine beachtliche Geräuschkulisse. Mit seinen großen Schilfflächen, Feuchtwiesen und feuchten Uferwäldern bietet ihnen Tåkern Nahrung und Unterschlupf. Einige von ihnen verzichten auf den Weiterflug und ziehen dann in Nachbarschaft mit zahlreichen Standvögeln ihren Nachwuchs auf. Im Herbst kehren die Zugvögel zu Tausenden an den See zurück, bevor sie ihre Winterquartiere ansteuern: Blässhühner, Lappentaucher, Kraniche, Wildenten und Wildgänse. In ihrer Abwesenheit sind im Herbst die Bartmeisen am auffälligsten. Später, wenn sich das Eis über den flachen See legt, halten sich Seeadler und weitere Wintervögel am Tåkern auf – allen voran Kornweihen, Raufußbussarde und Raubwürger. Am besten sind sie bei Fütterungen zu beobachten.
Für Besucher gibt es vier Anlaufpunkte: Glänås, Väversunda, Svälinge und Hov mit Aussichtstürmen und Beobachtungsverstecken, Parkmöglichkeiten, Picknick-Tischen und Abfallkörben. In Glänås befindet sich außerdem das „Naturum Tåkern“. Weil der See zugleich ein Naturreservat ist, können die Behörden seine Zugänglichkeit regulieren. Und so besteht nach aktuellem Stand ein Zutrittsverbot ab dem 1. April bis zum 30. Juni jedes Jahres. Davon ausgenommen sind natürlich die vier Besucherzonen und die markierten Wanderwege.
Hast Du Lust bekommen, einen oder alle drei Seen auf Deiner Schwedenreise zu besuchen? Oder planst Du einen längeren Aufenthalt, um die Zugvögel in aller Ruhe zu beobachten? – Dann berichte im Anschluss gerne von Deinen Eindrücken, indem Du die Kommentarfunktion unter dem Beitrag nutzt. Ich würde mich freuen, von Dir zu lesen! Falls Du Dich fragst, ob es noch weitere Vogelseen in Schweden gibt, dann habe ich für Dich zum Abschluss noch eine kleine Liste:
- Ålsjön in der Region Hälsingland
- Ånnsjön in der Region Jämtland
- Frövisjön in der Region Västmanland
- Lissmasjön in der Region Södermanland
- Naturreservat Husebymaden am Åsnen-See in der Region Småland
- Mårdängsjön und Hillesjön in der Region Gästrikland
- Svartåmynningen in der Region Östergötland