Schweden: Rechts-/Linksverkehr? – wichtige Verkehrsregeln

Bei den Parkregelungen in Innenstädten ist in Schweden besondere Vorsicht angebracht

Fast jeder kennt das schwedische Elch-Schild, welches gerne als Souvenir aus dem Norden mitgebracht wird. Auf deutschen Straßen ist es häufig als Heckscheibenaufkleber zu sehen. Als Verkehrsschild wird es hierzulande aber nicht verwendet. Es mangelt eben an Elchen! Wer sich näher mit den schwedischen Verkehrsregeln befasst, wird noch weitere Unterschiede erkennen: Die strengeren Tempolimits, die niedrigere Promillegrenze und die ganzjährige Pflicht, das Abblendlicht einzuschalten. Das wäre im Großen und Ganzen schon alles. Auf eine andere Verkehrsrichtung musst Du Dich nicht einstellen, da in Schweden seit 1967 Rechtsverkehr vorgeschrieben ist.

Linksverkehr in Schweden? Das war einmal!

Wie auf den Britischen Inseln gab es auch in Skandinavien seit dem Mittelalter Linksverkehr auf breiten Wegen und Straßen. Norwegen gehörte jedoch zu den Ländern, die nach der Französischen Revolution auf rechtsseitigen Verkehr von Pferdewagen und Kutschen umstellten. Von da an galt es im Grenzverkehr zu Schweden den Richtungswechsel zu beachten – ein zugegeben kleines Problem, solange auf den Straßen kaum Fahrzeuge unterwegs waren. Dies änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Zahl der Automobile stetig zunahm. In Schweden mischten sich inländische mit importierten Fabrikaten, sodass Rechts- und Linkslenker gleichermaßen im Straßenverkehr unterwegs waren. Auf Grund von Sicherheitsbedenken strebten die sozialdemokratischen Regierungen eine Vereinheitlichung an und setzten sich über eine Volksbefragung hinweg. So kam es 1967 schließlich zum „Dagen H“, der Tag des Richtungswechsels. Von diesem Stichtag an wird in Schweden rechts gefahren. Alle Verkehrsschilder, Fahrbahnmarkierungen und auch die Einstiege in öffentlichen Bussen mussten umgestellt werden.

Wichtige Verkehrsregeln: Lichtpflicht und Promillegrenze

Schweden: Verkehrsregeln
Auf einigen Autobahnstrecken in Schweden gilt seit 2008 das Tempolimit 120 km/h, auf den übrigen liegt es bei 110 km/h

Zu einer kompletten Vereinheitlichung mit den mitteleuropäischen Verkehrsregeln kam es nach der Richtungsreform nicht. Bis heute gelten in Schweden zwei Grundsätze, die in Deutschland und anderen Ländern der EU nicht mit gleicher Vehemenz durchgesetzt werden. Dazu gehört zum einen die Pflicht, im Straßenverkehr ganztägig das Abblendlicht einzuschalten. Und zum anderen der strenge Umgang mit Alkohol am Steuer: Mit 0,2 Promille liegt die Obergrenze in Schweden fast so niedrig wie in Osteuropa. Trunkenheit wird hart bestraft. Gefängnisstrafen sind nichts Ungewöhnliches.

Die Lichtpflicht haben andere Länder der EU mittlerweile übernommen. Sie verbessert die Wahrnehmbarkeit des Gegenverkehrs, besonders auf Landstraßen und während der dunklen Jahreszeit. Dem Autofahrer bleibt nicht selbst überlassen, ob er das Licht bei schlechten Sichtbedingungen einschaltet. Im Umkehrschluss werden Unfälle infolge von Fehleinschätzungen vermieden. Nachteile gibt es eigentlich keine, allenfalls technische: Das Abblendlicht erhöht den Kraftstoffverbrauch um ca. 0,1 bis 0,2 Liter auf 100 Kilometern, sofern keine LED-Technik eingesetzt wird.

Tempolimits in Schweden

Strenger als in Deutschland gehen die Schweden auch mit ihren Tempolimits um. Die Strafen für überhöhte Geschwindigkeit sind wesentlich drastischer. Ein Beispiel: Bei einer Übertretung um 16 bis 20 km/h außerorts zahlt der Überführte umgerechnet etwa 250 Euro. Eine komplette Übersicht aller Geldstrafen findest Du u.a. bei Körkort.se. Grundsätzlich gelten in Schweden folgende Tempolimits für Pkw ohne Anhänger:

  • Innerorts: 50 km/h
  • Landstraßen: 70 km/h
  • Autobahnen: 110 km/h

Durch Geschwindigkeitsschilder werden diese Begrenzungen stellenweise erhöht auf:

  • Landstraßen: 80, 90, 100 km/h
  • Autobahnen: 120 km/h
Schweden: Verkehrsregeln
In Schweden darf man bereits ab 16 Jahren den Pkw-Führerschein machen

Ab 2017 traten Regeländerungen ein, die darauf hinauslaufen, dass die Tempolimits an die Standards innerhalb der EU angeglichen werden. Am Tempolimit für Pkw mit Anhänger wird sich aber nichts ändern. Hier gilt: Auf Landstraßen und Autobahnen höchstens 80 km/h fahren! Auch Lkw ab 3,5 Tonnen sowie Busse unterliegen heute schon den EU-weiten Obergrenzen von 90 km/h bzw. 100 km/h auf Autobahnen.

Weitere Besonderheiten

Alle Selbstfahrer, die sich auf Schwedenreise begeben, sollten auch daran denken, dass es in Skandinavien einige besondere Verkehrszeichen gibt. Neben dem Elch-Schild gehört dazu das weiße M auf blauem Grund, welches Ausweichstellen auf engen Straßen markiert. In Nordschweden sieht man häufig Warnungsschilder mit dem Schnee-Scooter: Diese dürfen im Winter auf nicht-geräumten Straßen unterwegs sein. Ein weiterer Unterschied zu Deutschland besteht in der Farbgebung einiger Schilder, besonders auffällig: die grünen Hinweistafeln auf Autobahnen und Europastraßen.

Zu guter Letzt noch ein Wort zur Ausrüstung: Es gibt eine Winterreifenpflicht, die vom 1. Dezember bis 1. März eines Jahres gilt. In dieser Zeit solltest Du auch eine kleine Schaufel im Fahrzeug mitführen, damit Du Dich selbst aus Schneewehen befreien kannst. Außerdem empfiehlt das schwedische Straßenverkehrsamt, eine Art Markierungsstab mitzuführen, damit Du im Falle eines Wildunfalls die genaue Stelle an der Straße markieren kannst. Die gerufenen Jäger können verletzte Tiere dann leichter aufspüren. Die Markierungsstäbe sind weiß-orange und heißen in Schweden „viltolycksremsor“. Du bekommst sie bei Werkstätten, Tankstellen und Polizeistationen.

Wenn Du Fragen oder weitere Hinweise zum Autofahren in Schweden hast, steht Dir die Kommentarfunktion zur Verfügung. Ich freue mich auf Dein Feedback!

Auch interessant:

Rechtsverkehr in SchwedenIn Deutschland gibt es keine Lichtpflicht – außer für Krafträder. In Schweden ist das anders: Hier ist das Fahren mit Licht ganztägig und ganzjährig vorgeschrieben. Falls Du wissen möchtest, was das konkret bedeutet, kannst Du das Wichtigste dazu in diesem Beitrag nachlasen. Den Schwerpunkt bildet dabei die Frage, ob Abblendlicht und Tagfahrlicht gleichbehandelt werden. Oder ob Abblendlicht ein unbedingtes Muss ist.

Schreibe einen Kommentar

Die Angabe von Name, E-Mail-Adresse und Website ist freiwillig. Mit dem Abschicken Deines Kommentars erklärst Du Dich mit meiner Datenschutz-Richtlinie einverstanden.

1 Kommentar

  1. Vielen Dank für die Zahlreichen guten Tipps. Sehr hilfreich, vor allem, wenn man vom Verkehrskundekurs nicht mehr so viel weiss. 🙂