Du bist auf der Suche nach einem Reiseführer mit Schwerpunkt auf Nordschweden und Schwedisch Lappland? Dann möchte ich Dir mit meinen Empfehlungen weiterhelfen. Gleich vorweg sei gesagt, dass ich keine optimale Lösung präsentieren kann. Während es zahlreiche gute Reiseführer für Südschweden gibt, stellt sich das Angebot für Nordschweden ganz anders dar: Die einschlägigen Verlage haben bislang keine Bände herausgegeben, die sich auf die Region nördlich von Stockholm und Dalarna konzentrieren. Stattdessen wird Nordschweden durch Reiseführer für Gesamt-Schweden abgedeckt. Wer detaillierte Informationen und Reisetipps zu Schwedens „größerer Hälfte“ wünscht, muss sich deshalb nach alternativen Reiseführern umsehen. Ich bin dabei über Umwege auf drei interessante Bände gestoßen, die ich Dir ans Herz legen möchte:
- 1. Empfehlung: „Mit dem Wohnmobil nach Nord-Schweden“ von Uwe Rohland und Annegret Rohland, Band 55, erschienen bei Womo – Der Wohnmobil-Verlag, 5. komplett überarbeitete und erweiterte Auflage 2018.
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Ja, Du hast richtig gelesen: Bei dem 336-seitigen Bändchen handelt es sich um einen Reiseführer für Wohnmobilurlauber. Ich finde ihn allerdings auch für alle anderen Schwedenurlauber interessant – und das aus verschiedenen Gründen: Sein großer Vorteil besteht aus meiner Sicht in der Fokussierung auf Touren. Anstatt einzelne Reiseziele abzuhandeln, schildern die Rohlands insgesamt vierzehn mehrtägige Reisen, die sich auf nahezu alle Gebiete Nordschwedens verteilen. Damit unterscheidet sich der Reiseführer in einem wesentlichen Punkt von den „klassischen“ Bänden, welche in der Regel nur eine Handvoll Touren vorschlagen. Gerade bei Nordschweden macht es aber wenig Sinn, nach dem klassischen Muster zu verfahren, denn auf Grund ihrer Weite und Ausdehnung ist die Region am ehesten für Rundreisen geeignet. Und selbst Ferienhausurlauber, die ein oder zwei Wochen in einem kleineren Radius innerhalb Nordschwedens verweilen, erwartet eine ein- bis zweitägige An- und Abreise durch die Region – also eine Art Rundreise im Kleinen. Hinzu kommt, dass klassische Reiseführer dazu neigen, einen Schwerpunkt auf Beschreibungen von Städten und ihrer Umgebung zu legen. Dies macht mangels einer Metropole in Lappland natürlich auch keinen Sinn. Wenn überhaupt, kämen dafür lediglich Umeå, Gävle, Östersund und Luleå infrage.
14 Touren durch Nordschweden detailliert beschrieben
Neben seinem grundlegenden Zuschnitt gefällt mir an dem Womo-Reiseführer zum einen die nette Einleitung, welche den Leser auf einer persönlichen Ebene anspricht und ihm auch gleich eine Gebrauchsanweisung an die Hand gibt (S. 6-9). Ferner finde ich die Schilderung der einzelnen Touren erstaunlich detailliert. Neben dem genauen Routenverlauf werden Campingplätze, freie Stellplätze, Badestellen und Wandermöglichkeiten vorgestellt – Vieles davon mit Bildern, was ich großartig finde! Einige Reiseziele entlang der Route werden in grün hinterlegten Infokästen separat beschrieben. Wer auf den ersten Blick die typischen Kapitel über Städte oder Orte vermisst, findet in den Tourenbeschreibungen prägnant zusammengefasste Stadtbesuche mit Verweisen auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten – beispielsweise in Östersund (S. 68-72) oder Umeå (S. 239-243). Ergänzt werden die Tourenbeschreibungen zudem von übersichtlichen Karten, auf denen alles Wichtige vermerkt ist. Der allgemeine Infoteil (S. 319-327) befindet sich dann am Ende des Bandes und lässt eigentlich keine Wünsche offen: Er umfasst Ausrüstungstipps ebenso wie Kartenempfehlungen und Hinweise zu wichtigen Verkehrsregeln. Wie gesagt: Wenn Du mehr zur Landeskunde erfahren möchtest, solltest Du einen Reiseführer für Gesamt-Schweden hinzuziehen. Komplettiert wird der Womo-Band von einem Orts- und Stichwortverzeichnis, das den Quereinstieg erleichtert.
Zwei Kritikpunkte hätte ich dennoch: Das Layout ist zweifelsohne gewöhnungsbedürftig. Die farblich abgesetzten Kästen erleichtern es zwar, die Textblöcke zu erfassen, aber etwas mehr Rand auf beiden Seiten hätte dem Gesamtbild gutgetan. Ähnliches gilt für die Bilder, welche mehr Abstand zum Text haben könnten. Auf der anderen Seite muss man dem Verlag zu Gute halten, dass der Anschaffungspreis für die Womo-Bände sehr moderat ist. Ein zweiter Kritikpunkt ergibt sich aus dem Layout und der Struktur des Reiseführers: Wer den vorgeschlagenen Touren nicht folgen will, sondern sie kreuzt oder teilweise befährt, findet die passenden Passagen für sich oft nur mit Mühe. Der Text ist eben zu fortlaufend! Einzelne Etappenziele sollten besser hervorgehoben werden. Zu guter Letzt noch eine Warnung an alle, die ohne Wohnmobil dastehen und Nordschweden mit dem Pkw oder Motorrad bereisen möchten: Ihr könntet Euch durch den Erzählton der Autoren eventuell etwas ausgeschlossen fühlen – so als würdet Ihr nicht zur „Community“ gehören. Je länger man den Reiseführer benutzt, umso weniger stört man sich aber daran.
- 2. Empfehlung: „Lappland. Eine Reise in die letzte Wildnis Europas“ von Alexander Idelmann, erschienen bei Idealbild Göteborg, 1. Ausgabe 2016.
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Meine zweite Empfehlung stammt von Alexander Idelmann und erschien bei einem Göteburger Verlag. In ihrem Format und Gewicht entspricht sie einem Bildband, sodass sich ein Transport im Rucksack oder Seitenfach des Pkws als schwierig erweisen kann. Neben einer großen Zahl von Landschaftsbildern bietet Idelmanns Band sehr viele nützliche Inhalte. Er richtet sich einerseits an alle, denen die landeskundlichen und regionalspezifischen Informationen zu Lappland in den Schweden-Reiseführern nicht ausreichen. Andererseits füllt er einige Lücken, die der Womo-Reiseführer auf Grund seiner inhaltlichen Ausrichtung lässt. Wie der Titel „Lappland“ vermuten lässt, beschränkt sich Idelmann nicht nur auf den schwedischen Teil der Region, sondern bezieht die norwegischen Provinzen (norwegisch: Fylke) Trøndelag und Nordland ein. Der finnische Teil Lapplands bleibt allerdings außen vor. Insofern ist der Titel etwas irreführend.
Lapplandverliebter Bildband und Reiseführer in einem
Der Untertitel stimmt dagegen absolut mit dem Inhalt überein: Idelmann legt seinem Band eine Rundreise zu Grunde. Sie beginnt und endet in Göteborg, was er eingangs einleuchtend begründet (S. 18). Die Hafenstadt an der schwedischen Westküste liegt auf dem Anreiseweg vieler Nordschwedenfahrer, da sie über mehrere Fährverbindungen an das europäische Festland angebunden ist. Zudem führt die Europastraße 6 an Göteborg vorbei. Sie ist ein gut ausgebauter Verkehrsweg, der – von Malmö herauf kommend – über Oslo bis nach Nordnorwegen verläuft. Ich empfehle, die E6 für Rundreisen durch Skandinavien zu nutzen.
Zurück zu Idelmanns Routenvorschlag: Von Göteborg (S. 22-29) aus führt er den Leser zur Zwischenstation Trondheim (S. 30-39) und dann weiter über die norwegisch-schwedische Grenze nach Hemavan. Dieser Ortsname ist Dir nicht geläufig? – Dann bist Du sicher nicht der Einzige. Hemavan ist ein 250-Seelen-Dorf in Schwedisch Lappland. Es liegt umgeben von den Höhenzügen des Skanden am südlichen Ende des nördlichen Kungsledens, in der Nähe des Naturreservats Vindelfjällen und des Wintersportzentrums Tärnaby. Vor diesem Hintergrund bietet Hemavan viele Optionen für einen längeren Aufenthalt. Idelmann geht in verschiedenen Unterkapiteln darauf ein. Einen Schwerpunkt legt er auf Wanderungen, z.B. auf Kungsleden, auf Drottningleden oder zur Angelhütte des schwedischen Königs. Neben Informationen zu Aktivitäten stellt Idelmann auch Tipps zu Unterkünften, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten bereit. Insgesamt bildet das Kapitel Hemavan-Tärnaby (S. 51-190) den Hauptteil seines Reiseführers.
Wenn Du nicht unbedingt in diesen Teil Nordschwedens reisen möchtest, fragst Du Dich sicher, ob der Reiseführer eine hilfreiche Empfehlung für Dich ist. Dies steht und fällt aus meiner Sicht mit dem letzten Drittel des Bandes: Hier geht Idelmann zunächst auf Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele in der weiteren Umgebung von Hemavan ein (S. 191-218), u.a. auf das norwegische Mo i Rana und die Svartisen-Gletscher. Anschließend nimmt er den Leser mit auf die Rückreise nach Göteborg (S. 219-239), welche über Zwischenstationen im mittleren und südlichen Nordschweden führt. Drei davon, nämlich Dorotea, Storuman und Vilhelmina, liegen an der Strecke der beliebten Inlandsbana respektive an der E45 – besser bekannt als Inlandsvägen. Weitere Stationen der Rückreise bilden Viksjö, Gävle und Sundsvall. Zugegeben: Gemeinsam mit dem letzten Kapitel über die Samen (S. 242-245) hätte dieser Teil des Reiseführers ausführlicher sein müssen, um eine größere Zielgruppe anzusprechen. Den Mehrwert des Bandes sehe ich vor allem in seinen „Insidertipps“ und in der Summe von Hintergrundinformationen, die speziell für Lappland gelten und in den großen Reiseführern für Gesamt-Schweden eher ausgeklammert werden. Neben dem irreführenden Titel möchte ich zum Schluss noch zwei kleinere Kritikpunkte anführen: Zum einen hätte dem Text ein deutsches Lektorat gutgetan, zum anderen finde ich die Bilderfülle etwas übertrieben. Ich erkenne natürlich das Bemühen des Autors, möglichst viele Eindrücke zusammenzutragen. Einige Abbildungen haben auf mich jedoch etwas beliebig und unpassend gewirkt – beispielsweise die ausgedienten Skier (S. 53) oder der Kamin im Ferienhaus (S. 88). Da gilt die abgedroschene Weisheit: Weniger ist mehr.
- 3. Empfehlung: „Durch Lappland im Winter“ von Thomas Momsen, bei Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld, 1. Auflage 2021.
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Die neueste Empfehlung stammt aus der Feder von Thomas Momsen, freier Fotograf und Individualreisender vom Niederrhein. Er hat vor einigen Jahren seine Leidenschaft für den skandinavischen Winter entdeckt und seitdem verschiedene Teile Lapplands in der kalten (und vermeintlich dunklen) Jahreszeit bereist. Seine Erlebnisse und Erfahrungen fließen in das 240-seitige Büchlein ein, das sich von gewöhnlichen Reiseführern in mehreren inhaltlichen Punkten unterscheidet: Gleich zu Beginn fällt auf, dass Momsen den landeskundlichen Einstieg sehr kurz hält und seine Leser stattdessen mit einem kleinen Reisebericht (S. 14-23) anfüttert. Eine weitere Besonderheit bildet das Kapitel „Mit dem Hund nach Lappland“ (S. 56-65), in dem Momsen weit mehr als nur die Einreisebestimmungen für Hunde zusammenfasst. Vielmehr schildert er, vor welche besonderen Herausforderungen Hunde wie Hundebesitzer bei einer Winterreise durch Lappland gestellt werden. Er greift dabei in erster Linie auf eigene Erfahrungen mit seiner Hündin Amy zurück, die ihn im hohen Norden praktisch überallhin begleitet hat.
Ein weiterer Ratgeberteil seines Reiseführers schließt sich mit dem Kapitel „Polarlichter fotografieren“ (S. 66-83) an. In löblicher Ausführlichkeit geht Momsen hier auf eine der wichtigsten Fragen ein, die sich Lapplandreisende im Winter stellen: Mit welchen fotografischen Mitteln lassen sich die faszinierenden Nordlichter auf Bild bannen? Er berücksichtigt dabei nicht nur technische Aspekte, sondern gibt auch weiterführende Tipps – etwa zum Bildaufbau.
Auf Winterreise von Luleå nach Abisko
Obwohl es sich um einen Reiseführer für ganz Lappland handelt, lässt sich ohne Weiteres argumentieren, warum der Band auch für Schwedenurlauber von Interesse ist. Zwar legt Momsen in seinen Tourenempfehlungen ein größeres Gewicht auf den norwegischen Teil (S. 167-205), in den übrigen Kapiteln seines Reiseführers achtet er aber gewissenhaft darauf, alle Gebiete gleichberechtigt zu behandeln. So zum Beispiel bei den praktischen Tipps für Autofahrer (S. 38-46), bei den Aktivitäten (S. 84-109) und bei den Empfehlungen für Camping- und Wohnmobilstellplätze (S. 220-229).
Speziell an Schwedenurlauber richtet sich Momsens Tourenempfehlung Nr. 1 von Luleå nach Abisko (S. 110-131). Sie führt über neun Zwischenziele von der Ostseeküste bis zur norwegischen Grenze bei Abisko, genauer: Björkliden. Für Nordschweden-Neulinge sind die wichtigsten Highlights dabei. Wer sich bereits in Nordschweden auskennt, wird den Tourenverlauf hingegen nicht völlig überraschend finden. Er ist vielmehr eine gute Mischung aus bekannten und weniger bekannten Zielen. Zu letzteren zählen für mich die Stromschnellen des Storforsen, das Wildnisdorf Solberget und der „Tante-Emma-Laden“ in Porjus. Bedingt durch Momsens Erfahrungsschatz, ist die Tourenbeschreibung auf Reisende mit Wohnmobil oder Camper ausgerichtet. Allerdings lässt sie sich ohne große Brüche auf eine Auto-Rundreise übertragen. Lediglich die Tipps zu Camping- und Stellplätzen entlang der Route sind dann obsolet. Die weiteren Tourenempfehlungen für Finnland und Norwegen lesen sich so gut wie das Schwedenkapitel und geben Anlass, über den (schwedischen) Tellerrand zu schauen!
Trotz ihrer Vor- und Nachteile hoffe ich, dass Dir meine Empfehlungen gefallen oder Dich zumindest bei der eigenen Recherche nach Nordschweden-Reiseführern inspirieren! Ich halte derweil Ausschau nach weiteren Empfehlungen – vor allem mit Augenmerk auf Wander- und Outdoorführern. Sobald mich einer oder mehrere überzeugt haben, werde ich davon berichten. Eventuell erscheint bis dahin ja noch ein klassischer Reiseführer mit Schwerpunkt Nordschweden oder Lappland? Potenzielle Käufer sollte es ja eigentlich genug geben, oder?