Die Region um Lund war über Jahrhunderte ein Zankapfel zwischen Dänemark und Schweden. Erst mit dem Frieden von Roskilde (1658) ging die Stadt endgültig in schwedischen Besitz über. Kurz darauf leiteten König Karl X. Gustav und die lokalen Kirchenvorderen die Gründung einer Universität ein, die seinerzeit die erste im südwestlichen Landesteil war. „Lunds universitet“, wie sie heute heißt, verschaffte der schwedischen Herrschaft Rückhalt und verhinderte auf lange Sicht, dass Lund zu einer bedeutungslosen Kleinstadt schrumpfte.
Ihre Lage abseits des Meeres – und jeglicher Seen oder Flüsse – war nicht förderlich für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Zudem wuchs das benachbarte Malmö spätestens mit der Industrialisierung zur drittgrößten Stadt Schwedens heran, sodass Lund heute auf den ersten Blick wie ein Anhängsel wirkt: Zum einen wachsen beide Städte immer dichter aneinander heran. Zum anderen dauert die Bahnfahrt vom Hauptbahnhof Malmö bis nach Lund nur eine gute Viertelstunde.
Ich muss gestehen, dass ich wegen dieser Nähe zu Malmö lange Zeit einen Bogen um Lund gemacht habe. Es passte einfach besser zur Reiseplanung, einen Stopp in der Großstadt am Öresund zu machen und danach weiter Richtung Norden zu reisen. Und selbst wenn ich einmal etwas mehr Zeit in der Gegend verbracht habe, zog es mich für einen Tagesbesuch eher nach Malmö und Kopenhagen. Für einen weiteren Stadtbummel fehlte mir danach stets der Antrieb! – Im Nachhinein bereue ich meine Trägheit und möchte Dir in diesem Beitrag viele Gründe dafür an die Hand geben, Lund bei Deiner nächsten Schwedenreise den Vorzug gegenüber Malmö zu geben. Und auch Kopenhagen-Touristen werden vielleicht Lust darauf bekommen, die Stadt „hinter dem Öresund“ bei einem Ausflug zu erkunden! Mit dem Öresundzug ist Lund von der dänischen Hauptstadt aus schnell und bequem zu erreichen! Autofahrer sollten ihr Gefährt stehen lassen und sich die Gebühren für die Öresundbrücke sparen.
Lunds Sehenswürdigkeiten – in und nahe der Altstadt
Bei der Anfahrt nach Lund ist das Wahrzeichen der Stadt kaum zu übersehen: Der Dom mit seinem 55 m hohen Doppelturm überragt die meisten Gebäude und bildet das Zentrum, um das die Altstadt herum angeordnet ist. Das imposante Bauwerk wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Stil errichtet und versprüht heute italienischen, fast venezianischen Charme. Mit seiner ergrauten Fassade wirkt der Dom allerdings auch wie ein Fremdkörper, dem die Bindung zur umliegenden Stadt fehlt. Eine Besichtigung lohnt sich vor allem wegen der Astronomischen Uhr aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist zwar nicht so groß wie ihr Pendant im Straßburger Münster, sucht in Schweden allerdings ihresgleichen.
Direkt nördlich des Doms erstreckt sich der Lundagård mit Kungshuset, Universitätsplatz, Universitätshaus und Odeum als musikalisches Herz der Universität. Der kleine Park ist deckungsgleich mit der mittelalterlichen Keimzelle der Stadt. Kungshuset, welches im Bild oben zu sehen ist, diente vom 17. bis zum 19. Jahrhundert als Hauptgebäude der Universität. Sein burgartiger Charakter geht zurück auf seinen ursprünglichen Zweck als Quartier für dänische Könige und Herrscher. Die Gebäude sind schöne Fotomotive, aber bei einem Rundgang durch die Stadt brauchst Du sie nicht von innen besichtigen.
Lohnenswerter ist es, einen Blick in die Allhelgonakyrka zu werfen, die von Lundagård über Bredgatan zu erreichen ist. Hinter dem Universitätshaus stößt Du direkt auf das erste schicke Fachwerkensemble. Hier sind mehrere Lokale und Cafés untergebracht. Weitere schöne Altbauten stehen entlang Bredgatan und anschließend, wenn Du von Allhelgonakyrkan, vorbei an den vielen Universitätsgebäuden, die Sandgata hinunter gehst.
Zurück am Lundagård, solltest Du Deinen Rundgang über Kiliansgatan fortsetzen – und das hübsche Giebelhaus „Liberiet“ aus der Ferne bewundern. Über Kiliansgatan gelangst Du zunächst zum hässlichen Betonkasten „Folkets hus“. Von dort aus lohnt sich ein Schwenk über Magle Stora kyrkgatan und Stora Tomegatan. In beiden Straßen stehen typische Gebäude aus der industriellen und vorindustriellen Zeit. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, den Rundgang fortzusetzen. Ich fand es spannend, über die kleine Råbygata hinunter zu den beiden Tvärgatans zu gehen. Hier entsteht schnell der Eindruck, als würde man sich in einem schonischen Dorf oder in Ystad befinden, das durchaus ähnliche Straßenzüge zu bieten hat. Die weiteren Highlights in der Altstadt sind:
- Mårtenstorget: Der zentrale Platz wird durch die Markthalle, die Kunsthalle und das Krognoshus, eines der ältesten Häuser der Stadt, aufgewertet.
- Hjortgatan und Adelgatan: Hier stößt Du jeweils auf schöne historische Bebauungen – wie es sie nur selten in Schwedens Städten gibt.
- Hospitalsgatan, Mariagatan und Trädgårdsgatan: Und auch hier reihen sich die typischen geduckten Wohnhäuschen mit ihren bunten Fassaden aneinander.
- Dekanhuset, Glädjen 15 und Locus Peccatorum: Diese Fachwerkhäuser erinnern an mittelalterliche Stadtkerne in deutschen Kleinstädten wie Lüneburg oder Duderstadt.
Östlich der Altstadt lohnt sich ein Streifzug durch den Botanischen Garten. Er ist das ganze Jahr über von frühmorgens bis abends geöffnet. Der Eintritt ist frei. Innerhalb des Gartens befindet sich ein historisches Gewächshaus mit neun Abteilungen und Pflanzen aus aller Welt. Eine Boutique und ein Café sind daran angeschlossen. Das Gewächshaus ist hübsch in die Gartenlandschaft eingebettet. Du kannst den Streifzug bis zur Universitätsbibliothek ausdehnen, die majestätisch und ein wenig verwunschen auf dem Helgonabacken steht.
Wenn Du Dich für die Geschichte der Stadt und ihrer Region interessierst, kommst Du nicht am Museumskomplex „Kulturen“ vorbei. Zu ihm gehören folgende Einrichtungen:
- „Kulturen i Lund“: Das Freilichtmuseum befindet sich zu beiden Seiten der Adelgatan, östlich des „Lundagård“. Zu ihm gehören gut dreißig kulturhistorisch bedeutsame Gebäude aus der Zeitspanne zwischen Mittelalter und 1930er-Jahre. Die Gebäude sind für sich genommen kleine Sehenswürdigkeiten, beherbergen darüber hinaus aber noch verschiedene Ausstellungen. Zwischen den Gebäuden liegen zum Teil auch Ziergärten, die nach historischen Vorbildern gestaltet sind. Das Museum ist ganzjährig geöffnet, hat aber montags Ruhetag. Der Eintritt für Erwachsene kostet ca. 10 Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre kommen kostenlos hinein.
- Livets museum: Das medizinhistorische Museum, unweit der Allhelgonakyrka, profitiert von der Jahrhunderte währenden Medizinerausbildung an der Universität Lund. Hier kannst Du sehen und erfahren, wie der menschliche Körper funktioniert. Die Ausstellung ist interaktiv und geht auch auf Entstehung wichtiger medizinischer Geräte ein. Geöffnet ist montags bis freitags sowie an Sonntagen. Der Eintritt ist frei.
- „Hökeriet“: Das historische Genussmittelgeschäft ist eingerichtet, ausgestattet und gestaltet wie sein Vorbild vom Ende des 19. Jahrhunderts: „E. H. Larsson, Win- & Diverseaffär“. Es befindet sich unweit von Kungshuset an der Ecke Tomegapsgaten – Sankt Annegatan und ist immer samstags und sonntags geöffnet. Der Eintritt ist frei. Die Betreiber freuen sich natürlich über „echte“ Kunden. Man kann Teile ihres Sortiments tatsächlich käuflich erwerben, eben wie in einem richtigen Geschäft.
Weitere Einrichtungen von „Kulturen“ sind das Tegnérmuseum, über den gleichnamigen Schriftsteller und Dichter, sowie das Landwirtschaftsmuseum „Kulturens Östarp“, 30 km südöstlich der Stadt. Wenn Dir das noch nicht genügt, findest Du in der Stadt zudem das Historische Museum der Universität, das Skizzen-Museum sowie „Drottens kyrkoruin“, die unterirdische Ausgrabung einer frühmittelalterlichen Kirche.
Studieren an Lunds Universität?
Du spielst mit dem Gedanken, ein Auslandssemester in Schweden zu verbringen? Dann locken mit den Universitäten in Uppsala und Lund zwei der renommiertesten Einrichtungen in Nordeuropa. Der Vorteil von Lund: Es ist nicht ganz so weit von Deutschland entfernt und im Vergleich die schönere Stadt. Außerdem zählt „Lunds universitet“ etwa doppelt so viele Studierende wie die „Uppsala universitet“ – mehr als 45.000 sollen es mittlerweile sein. Wenn man bedenkt, dass Lund nur etwa 90.000 Einwohner hat, ist der Studierendenanteil rekordverdächtig!
„Lunds universitet“ besteht aus acht Fakultäten: Naturwissenschaften, Jura, Gesellschaftswissenschaften, Medizin, Religionswissenschaften bzw. Theologie sowie die Technische Hochschule, die Wirtschaftshochschule und die Fakultät für Kunst mit Sitz in Malmö. Man kann daher von einer Volluniversität sprechen. Im Vergleich mit allen anderen schwedischen Universitäten, bietet sie das umfangreichste Bildungsangebot. Im Auftrag der schwedischen Regierung hat die Einrichtung mehrere Forschungsbereiche priorisiert, um sie international konkurrenzfähig zu machen. Dazu gehören u.a. die Bereiche Krebs, Diabetes, Epidemologie, biologische Vielfalt, Mittlerer Osten, Elektrotechnik, Produktionstechnik sowie IT- und mobile Kommunikation.
Um in Lund studieren zu können, kannst Du Dich vorzugsweise über das Erasmus-Programm als Austauschstudent bewerben. Manche Universitäten unterhalten auch eigene Austauschprogramme mit Lund. Zu beachten ist, dass die Semester in Schweden anders terminiert sind als in Deutschland. So beginnt das Herbstsemester bereits Ende August und das Sommersemester Mitte Januar. Auch das Lehr- und Bewertungssystem unterscheidet sich: Seminare und Kurse erstrecken sich nicht über das gesamte Semester, sondern werden nacheinander innerhalb des Semesters begonnen und abgeschlossen. Sie werden nicht benotet, sondern man erhält Hochschulpunkte, wenn man sie besteht. Um die verschiedenen akademischen Grade zu erreichen, muss man verschiedene Gesamtpunktzahlen einbringen. Als Austauschstudent bekommst Du wahrscheinlich Kurse angeboten, die sich über einzelne Monate erstrecken und auf Englisch gehalten werden.
Eine Mensa wirst Du in Lund vergeblich suchen. Das studentische Leben, vom gemeinsamen Essen bis zum gemeinsamen Feiern, wird nämlich von den genannten „Nationen“ (auf Schwedisch: nationer) organisiert. Du solltest Dich gleich zu Beginn für eine von ihnen entscheiden und bei ihr Mitglied werden. Dann hast Du Zugang zu gemeinsamen Veranstaltungen, Ausflügen, kulturellen Events und mehr. Außerdem solltest Du Dir nach der Ankunft in Schweden ein Girokonto bei einer schwedischen Bank einrichten, damit Du beispielsweise Deine Miete bezahlen oder die weit verbreitete Bezahl-App „Swish“ nutzen kannst.
Tipps für Unterkünfte in Lund
Wenn Du als Tourist nach Lund kommst und länger als einen Tag bleiben möchtest, findest Du in der Innenstadt mehrere gemütliche Hotels. Das beste Haus am Platz ist unübersehbar das ehrwürdige „Grand Hotel“ am Bantorget 1, direkt bei der Altstadt. Etwas günstiger und beschaulicher geht es im „Hotel Concordia“ in der Stålbrogatan 1 zu. Es befindet sich ebenfalls unweit der Altstadt und des Hauptbahnhofs. Wenn Dir eher nach einem Boutique-Hotel zu Mute ist, empfehle ich „Lilla Hotellet“ in Bankgatan 7, direkt in der Altstadt, sowie „Millas Villa“ in Hantverksgatan 6, nur ein Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt. Günstige Übernachtungen sind möglich im „Winstrup Hostel“ in Winstrupsgatan 3, unweit des Doms. Klassisches Bed-and-Breakfast wird angeboten bei „Hobykrok“, Karpängavägen 6, leider erst 8 km außerhalb der Stadt. Für Campingurlauber gibt es bei Lund folgende Übernachtungsmöglichkeiten:
- Källbybadet Pool & Camping: zentrumsnah und direkt beim Freibad Klostergården gelegen. Mit Plätzen für Zelte, Wohnmobile und Wohnwagen. Standard: einfach.
- Lomma Camping & Resort: ca. 10 km westlich der Stadt am Strand bei Lomma gelegen. Mit Plätzen für Zelte, Wohnmobile und Wohnwagen. Ab 2022 auch mit Stugas zum Mieten. Zur Anlage gehören ein Spielplatz, eine Minigolfanlage und zwei Geschäfte. Im Sommer gibt es Feste und Veranstaltungen. Standard: gut.
- Barsebäckstrand Camping & Stugby: ca. 20 km nordwestlich der Stadt am Kattegat gelegen. Mit Plätzen für Zelte, Wohnmobile und Wohnwagen. Zudem werden Gästezimmer und Stugas vermietet. Zur Anlage gehören ein Strand mit Strandcafé, ein Sport- und ein Spielplatz. Standard: mittel.
- Orebackens Camping Standard: ca. 40 km östlich der Stadt im Wald bei Sjöbo gelegen. Mit Plätzen für Zelte, Wohnmobile und Wohnwagen. Hinzu kommen Stugas und Gästezimmer im Wandererheim. Zur Anlage gehören ein Spielplatz, eine Minigolfanlage und ein Tennisplatz. Außerdem grenzt das Freibad „Orebad“ an. Standard: mittel.
Wie stehts mit Dir? Hast Du Lust auf Lund bekommen? Oder möchtest Du von Deinem eigenen Besuch in der Stadt berichten? Dann freue ich mich über ein paar Zeilen im Kommentarbereich.
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Lund ist wirklich eine tolle Stadt, die man unbedingt besuchen sollte, wenn man in Südschweden ist.