(Bild in Lizenz von Piotr Wawrzyniuk – stock.adobe.com) Viele trekkingbegeisterte Schweden haben auf „Jämtlandtriangeln“ ihre sinnbildliche Feuertaufe erlebt: Auf dem Dreieck zwischen den Fjällstationen Storulvån, Sylarna und Blåhammaren wanderten sie zum ersten Mal mit Rucksack, Zelt und Schlafsack durchs einsame Gebirge – und das über mehrere Tage (und Nächte) hinweg. Für die 47 Kilometer lange Tour im Fjäll von Jämtland benötigen Einsteiger in der Regel vier Tage. Daraus ergeben sich gute Testbedingungen, was die eigene Kondition und Ausrüstung angeht. Wer das Jämtland-Dreieck überstanden hat, kann sich frohen Mutes an längere und anspruchsvollere Trekkingtouren herantasten. Ist Dein Interesse geweckt? Dann kannst Du in diesem Beitrag alles Wichtige zur Vorbereitung und Durchführung der Triangel-Tour erfahren.
Anreise zum Jämtland-Dreieck
Neben der überschaubaren Streckenlänge und dem Vorteil, dass der Ausgangspunkt dem Zielpunkt entspricht, lockt das Jämtland-Dreieck auch mit seiner günstigen Lage. So ist es längst nicht so weit im Norden, wie man auf Anhieb denken mag: Eingebettet in die gleichnamige Region Jämtland, gehört das Dreieck noch nicht zu Lappland und Nordschweden im engeren Sinne. Die nächsten größeren Städte sind Östersund auf schwedischer Seite und Trondheim auf norwegischer Seite. Die Grenze zum schwedischen Nachbarland verläuft nur wenige Kilometer westlich der Wanderroute.
Der Ausgangs- und Endpunkt des Jämtland-Dreiecks ist die Fjällstation Storulvån. Um dorthin zu gelangen, kannst Du mit dem Auto über die Europastraße 14 anreisen. Bei dem Dörfchen Enafors zweigt die Straße zur Storulvån nach Süden ab. Denkbar ist es, von Stockholm aus einen Inlandsflug nach Östersund zu nehmen und dort einen Mietwagen auszuleihen. Die umweltfreundliche Alternative ist der Nachtzug der schwedischen Eisenbahn, welcher Jämtland während der Winter- und Sommersaison dem Stockholmer Hauptbahnhof verbindet. Der Zug fährt ohne Umstieg bis zum Bahnhof von Duved durch, in einigen Fällen sogar bis Enafors und Storlien. Duved ist ein Ortsteil des Wintersportortes Åre und liegt ebenso an der E14. Von Duved aus kannst Du entweder direkt mit dem Nahverkehrsbus „Wänseth buss“ bis Storulvån fahren, oder Du steigst in einen Zug der Bahngesellschaft Norrtåg um, der Dich bis Enafors bringt. Hartgesottene treten bereits von hier aus die Wanderung bis Storulvån. Leichter geht es mit dem Bus, der wiederum von Duved kommend, in Enafors stoppt.
Es gibt nur eine Straße, die bis Storulvån hinaufführt, also kannst Du die genannten Verkehrsmittel auch für Deine Rückreise nutzen. Beachte bei der Planung, dass die Straße nicht immer freigegeben ist. Der Betreiber der Fjällstation, der Schwedische Touristenverein (STF), weist darauf hin, dass das letzte Stück im Winter bei schlechtem Wetter gesperrt wird. Es führt an den Ausläufern des Fjälls vorbei und ist bisweilen Schneeverwehungen ausgesetzt. Am Ende der Straße wartet ein großer Parkplatz, der während der Hochsaison durchaus überfüllt sein kann. Er ist gebührenpflichtig, aber offenbar noch zu günstig. Übernachtungsgäste der Fjällstation sollten sich erkundigen, ob ihre Parkgebühren entfallen.
Wandern auf dem Jämtland-Dreieck: Vorbereitung
Das Jämtlandfjäll ist Teil des Skanden und somit eine Hochgebirgslandschaft. Seinen höchsten Punkt erreicht es auf dem Storsylen mit 1.762 m.ü.d.M. Der vergletscherte Berg liegt direkt auf der schwedisch-norwegischen Grenze und bildet zusammen mit dem Nordsylen, dem Lillsylen, dem Storsola und einigen weiteren Gipfeln das Gebirgsmassiv Sylan (auf Schwedisch: Sylarna). Sowohl für Kletterer wie auch für Wanderer bieten sich viele Möglichkeiten, das Massiv zu erkunden. Zur entsprechenden Infrastruktur gehören markierte Pfade sowie mehrere Fjällstationen und Rasthütten. Der bekannteste markierte Pfad, welcher am Sylan vorbeiführt, ist der südliche Kungsleden. Sein Teilstück zwischen den Fjällstationen Sylarna und Blåhammaren gehört zum Jämtland-Dreieck.
Wie der größte Teil des Skanden liegt auch das Jämtlandfjäll im Bereich der subpolaren Klimazone. Das heißt, dass die Winter lang und kalt und die Sommer kurz und kühl sind. Die Saison fürs Wintertrekking reicht im Extremfall bis in den Juni hinein, um bereits Ende September wieder zu beginnen. Im Umkehrschluss heißt das: Eine „beste Reisezeit“ gibt es nicht, denn selbst im Hochsommer musst Du mit vielen Regentagen, Kälte und widrigen Bedingungen rechnen. Und wenn es einmal sommerlich wird, kommen auch mehr Touristen und Wanderer ins Fjäll.
Das Jämtland-Dreieck ist in der Sommersaison so beliebt, dass Du am besten schon im Vorfeld Deiner Tour entscheidest, ob Du in den Fjällstationen oder im Zelt übernachten möchtest. Die Fjällstationen sind allerdings nicht ganzjährig geöffnet: Während der Wintersaison (von Mitte Februar bis Mitte April) und während der Sommersaison (von Mitte Juni bis Ende September) bieten sie Zimmer und Schlafsäle, welche ich an Deiner Stelle vorbuchen würde. Ebenso solltest Du Dich rechtzeitig fürs Frühstück oder Abendessen auf den Stationen anmelden. Wenn Du im Zelt übernachtest, schließt das übrigens nicht aus, dass Du Essen auf den Stationen mitnehmen kannst. Sie bieten normalerweise Lunchpakete an. Erkundige Dich vor der Reise bei Ihnen, damit sie Dich einplanen können.
Für das Wandern an sich solltest Du Dich natürlich angemessen einkleiden. Feste, am besten knöchelhohe Wanderschuhe, die gut gegen Nässe isoliert sind, gehören ebenso zur Ausrüstung wie ein ausreichend großer Rucksack, eine Isomatte zum Sitzen oder Liegen sowie Mückenschutz. Weitere Ausrüstungstipps findest Du auf meiner Übersicht zum Trekking in Schweden. Speziell für das Jämtland-Dreieck hat die Bloggerin Angeliqa Mejstedt vom Vandringsblogg folgende Packliste erstellt:
- Kompass und Kartenmaterial (Fjällkartan Z6 von Lantmäteriet oder C9 Jämtlandstriangeln von Calazo)
- Regenponcho und Regenschutz für den Rucksack
- Überziehjacke bzw. Fleece-Shirt für den Fall, dass ein kalter Wind weht
- Trekkingstöcke für steile Anstiege
- Mülltüten, um das Fjäll sauber zu halten
- Thermosflasche für warme Getränke (auf den Fjällstationen kann heißes Wasser oder Kaffee aufgefüllt werden)
Apropos Wasser: Im Sommer kannst Du während der Tour frisches Nass aus den Gewässern entlang der Strecke entnehmen. Deshalb ist eine Trinkblase überflüssig.
Wandern auf dem Jämtland-Dreieck: Tourenverlauf & Tipps
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Jeder sollte sich das Triangel individuell einteilen und die Übernachtung in den Fjällstationen ist natürlich kein Muss. Um Dir den Tourenverlauf zu beschreiben, halte ich mich jedoch an die klassische Einteilung der Strecke. Sie legt es nahe, die 47 Kilometer an drei Tagen zurückzulegen. Beliebt ist es, einen Zusatztag für die Besteigung des Storsylen einzuplanen. Diese ist von der Fjällstation Sylarna aus sowohl individuell, als auch mit einem Guide möglich. Übrigens: Rekordläufer (nicht: -wanderer!) legen die Strecke in gut vier Stunden zurück.
Abschnitt 1: Fjällstation Storulvån – Fjällstation Sylarna (16 km, 5-6 Stunden)
Nach der Anreise und der ersten Übernachtung am Ausgangspunkt führt Dich der erste Wegabschnitt aus dem Tal des Handölan-Flusses hinauf ins Fjäll und damit auch aus der bewaldeten Zone heraus. Das erste Highlight bildet die Hängebrücke über Lill-Ulvån, am Fuße des gleichnamigen Fjälls. Auf halber Strecke zur Fjällstation Sylarna kommst Du an der Rasthütte Spåime vorbei. Der Weg führt danach weiter durchs Endal bis zur ersten großen Weggabelung. Halte Dich links und Du erreichst schon bald eine weitere Rasthütte: Gamla Sylen. Hier beginnt der Schlussanstieg des Tages, mit dem Fluss Sylälv rechter Hand und dem Blick auf das Sylan-Massiv voraus.
Abschnitt 2: Fjällstation Sylarna – Fjällstation Blåhammaren (19 km, 6-7 Stunden)
Nach dem Aufenthalt in der komfortablen Fjällstation geht es zunächst wieder bergab Richtung Gamla Sylen, bis zur Weggabelung vor dem Endal. Diesmal folgst Du dem links abzweigenden Weg Richtung Nordwesten. Er führt leicht auf und ab durch die einsame Landschaft. Auf halber Strecke kommst Du an einer Weggabelung vorbei, an der Du Dich links hältst. Hier steht auch die Rasthütte Enkälen. Etwas später überquerst Du das Flüsschen Finnbäcken im Täveldal. Danach beginnt auf den Schlusskilometern der Anstieg zur Fjällstation Blåhammaren, von wo sich bei klarem Wetter ein Rundumblick auf das Jämtlandfjäll bietet.
Abschnitt 3: Fjällstation Blåhammaren – Fjällstation Storulvån (12 km, 4-5 Stunden)
Der Rückweg nach Storulvån führt über das weite Blåhammarfjäll hinunter zur Rasthütte Ulvåtjärn, unweit des gleichnamigen Sees. Halte Dich an der ersten Weggabelung rechts und nach der Rasthütte links. Während nun links des Weges der Stor-Ulvå Richtung Tal mäandert, bleibt der Weg immer am Hang, bis er kurz vor dem Tal auf den Zubringer zur Fjällstation Storulvån trifft. Das letzte Stück entspricht dem Anfang von Abschnitt 1.
Wenn Dir das Jämtland-Dreieck zu kurz ist und Du die Tour gerne ausdehnen würdest, bietet sich die Sylan-Runde (auf Schwedisch: Sylarna runt) als Alternative an. Die Rundtour beginnt auch in Storulvån und führt von dort über Blåhammaren nach Norwegen. Auf der norwegischen Seite liegen die Hütten Storeriksvollen und Nedalshytta auf dem Weg. Von Nedalshytta gelangst Du über die Fjällstation Sylarna wieder auf die schwedische Seite und von dort zurück nach Storulvån. Die Gesamtstrecke beträgt dabei 83 Kilometer.
Ziele in der Umgebung: Vålådalen, Wasserfälle & Duved
Wenn Du wieder nach Storulvån zurückgekehrt bist, musst Du nicht gleich zur Rück- oder Weiterreise aufbrechen. In der Nähe gibt es noch ein paar Ziele, die einen Ausflug oder Zwischenstopp lohnen:
- Getryggen: Von Storulvån führt der so genannte „Blomsterled“ auf den Hausberg Getryggen mit 1.382 m.ü.d.M. Da der Boden hier sehr kalkhaltig ist, wachsen entlang des Weges viele ungewöhnliche Wildblumen und Kräuter. Vom Gipfel aus kannst Du bei gutem Wetter das Sylarna-Massiv im Südwesten und das Bunnerfjäll im Osten sehen.
- Handöl: Auf der Straße nach Storulvån kommst Du an dem kleinen Weiler vorbei, der für ein Monument bekannt ist, das an den Todesmarsch der Karoliner erinnert. Ein beliebtes Fotomotiv ist die kleine Holzkapelle mit Glockenturm. Vom Weiler aus führt zudem ein Weg zum Händölsfors, ein Wasserfall, der rund einhundert Meter Höhendifferenz überwindet.
- Vålådalen: Von Storulvån ist auch das benachbarte Vålådal zu erreichen. Eine beliebte Tour führt über die Gåsånstugorna zur Stensdalsstuga. Hier kannst Du eine urige Sauna nutzen. Eine weitere Sauna gibt es bei der Lunndörrstuga, welche eine Tagestour von der Stensdalsstuga entfernt liegt. Richtung Fjällstation Vålådalen solltest Du einen Umweg über Grönvallen in Kauf nehmen, denn dann kommst du an pyramidenförmigen Felsgebilden aus der Eiszeit vorbei. Von der Fjällstation gelangst Du schließlich mit dem Bus nach Åre und Duved zurück.
- Duved: Der Wintersportort liegt eine Dreiviertelstunde Autofahrt von Storulvån entfernt. Hier kannst Du von November bis April Deine Tourenski gegen Alpinski tauschen und mehrere gut ausgebaute Abfahrten hinunterwedeln. Im Sommer lohnt sich ein Abstecher zum Tännfors, dessen Wassermassen sich auf eindrucksvolle Weise über eine 37 Meter hohe Klippe stürzen. Im Ort gibt es einen Supermarkt, einen Skiverleih, ein Geschäft für Angel- und Outdoorausrüstung sowie eine Glashütte.
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GPS-Koordinaten: Breite 63.16926°, Länge 12.36147°. Region: Mittelschweden. Das Sylan ist nicht der einzige Anziehungspunkt im Jämtlandsfjäll. In der Umgebung der Fjällstation Storulvån eignen sich auch das Bergmassiv Helags, die Hochebene Flatruet und das Lunndörrsfjäll für Trekkingtouren. In norwegischer Nachbarschaft verläuft der Wanderweg Karolinerleden durch das Tydal.
Tourenvorschlag von Komoot: Wanderung Storlien – Blåhammaren
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Tourenvorschlag von Komoot: Wanderung Blåhammaren – Sylarna
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