(© Foto: Martijn M.) Fjällräven ist ein schwedischer Markenname, den man vor allem mit Outdoor-Equipment in Verbindung bringt. Übersetzt bedeutet er so viel wie „Der Polarfuchs“ – daraus leitet sich auch das Logo ab. Das Unternehmen hinter der Marke wurde 1960 in Örnsköldsvik gegründet und ist mittlerweile eine erfolgreiche Aktiengesellschaft und Tochter der Fenix Outdoor AB. Was Fjällräven für Schwedenurlauber interessant macht, sind aber nicht nur die hochwertigen Produkte wie Rücksäcke, Schlafsäcke, Hosen etc., sondern auch die alljährlichen Trekking-Events unter dem Label Fjällräven Classic. Sie finden mittlerweile nicht nur in Schweden, sondern auch in Dänemark, Hongkong und in den USA statt.
Die schwedische Veranstaltung ist natürlich der wahre Klassiker und spricht von der Idee her jeden an, der Lappland zu Fuß und am besten nur mit Zelt, Rucksack und GPS-Tracker entdecken will. Die Teilnahmetickets sind allerdings extrem rar und nicht ganz billig: ca. 240 Euro p. Person verlangen die Betreiber. Wie die Veranstaltung abläuft, was den einzelnen Teilnehmer erwartet und wie gut er ausgerüstet sein sollte, erfährst Du hier – in einem ausführlichen Erfahrungsbericht meines Freundes Sven:
Fjällräven Classic in Schweden – live miterlebt
Am 9. August 2013 nahm ich zusammen mit drei Freunden zum ersten Mal die Teilnahme am Fjällräven Classic in Angriff. Nachdem wir, von Umeå kommend, endlich in Kiruna am „Camp Ripan“ angekommen waren, hieß es erst einmal den Proviant in Form von Fertigessen in Empfang zu nehmen und ein letztes Mal die Ausrüstung zu checken. Fehlende Dinge ließen sich problemlos in der im Startbereich platzierten Verkaufsfläche von Naturkompaniet ergänzen.
- Tag: Nikkaluokta – Kebnekaise-Gebiet
Am nächsten Morgen brachte uns der Pendelbus zum eigentlichen Startort nach Nikkaluokta. Nach Aushändigung des Wanderpasses, der Wanderkarte und dem obligatorischen Müllbeutel blieb uns noch etwas Zeit bis zum offiziellen Start. Nach einer bewegenden Ansprache und einer traditionellen samischen Gesangseinlage ging es pünktlich um 13:00 Uhr auf die Strecke. Die ersten Kilometer waren noch ganz entspannend, sodass man ausreichend Zeit hatte, sich an das Gewicht seines Rucksacks gewöhnen zu können. Ich hatte hier das Vergnügen, 16 kg durch die Gegend zu transportieren.
Nach 6 km erreichten wir den Ladtjojaure-See und legten am „LapDånalds“ – Schwedens einziger Rentierburger-Imbissbude – die erste Rast ein. Am Ufer des Sees erhielt man zugleich den ersten beeindruckenden Ausblick der Wanderung. Nach weiteren 13 km kamen wir zur Kebnekaise Fjällstation, wo wir das erste Mal unsere Fertiggerichte servierten. Alles in allem eine sehr schmackhafte Angelegenheit. Wir ließen anschließend die Bergstation am Fuße von Schwedens höchstem Berg – dem Kebnekaise – rasch hinter uns und legten noch einige Kilometer zurück, ehe wir am Rand des Wanderwegs in Nähe eines Gebirgsflusses unser Nachtlager aufschlugen.
- Tag: Kebnekaise – Singi – Sälka
Der nächste Tag brachte eine Abweichung von der offiziellen Routenplanung. Da wir ja nun bereits am Fuße des Kebnekaise waren, wollten wir diesen auch erklimmen. So ließen wir unsere Zelte und schwere Ausrüstung im Tal zurück und nahmen den Gipfel in Angriff. An dieser Stelle sei jedoch darauf hingewiesen, dass der Aufstieg zum Kebnekaise eine sehr mühsame und anstrengende Angelegenheit darstellt. Ich selbst musste leider auf halber Strecke umkehren, da sich mein rechtes Knie schmerzhaft bemerkbar machte und ich die restliche Tour nicht gefährden wollte. Während unten im Tal die Sonne schien, musste man auf dem Gipfel mit Schnee und Regen kämpfen. Der Gipfel selbst und die Aussicht auf die umliegenden Züge des Skanden entschädigten jedoch für die Strapazen.
Der nächste Tag führte uns zunächst 13 km zum Checkpoint nach Singi und ab hier auf Kungsleden laufend anschließend noch einmal 12,5 km weiter bis zur Fjällstuga in Sälka, wo wir unsere Proviantvorräte ergänzen konnten. Besonders empfehlenswert ist in Sälka die Nutzung der sich am Flussufer befindlichen Sauna.
- Tag: Sälka – Tjäktapass – Alesjaure
Die nächste Etappe der Wanderung führte uns über den Tjäktapass, der sich mit seinen 1.140 m.ü.N.N. anstrengend bemerkbar machte. Vor dem nächsten Checkpoint galt es dann einen etwas breiteren Fluss zu überwinden. Eigentlich kein Problem, da genügend Steine im Wasser lagen, über die man balancieren konnte. Dumm ist nur, wenn einer der Steine beim Drauftreten plötzlich nachgibt und man, um das Gleichgewicht zu halten, derart herumspringt, dass man mit beiden Füßen bis zum Knöchel im Wasser abtaucht. Super Aktion. Nun galt es so schnell wie möglich die Schuhe wieder trocken zu bekommen. Mit mehreren Sockenwechseln konnte dies dann auch ohne Blasenbildung erfolgreich gemeistert werden.
Das Tagesziel in Alesjaure bot wieder eine Sauna und mir die Gelegenheit, den verkorksten Tag vollends zu krönen. Die Sauna befindet sich oberhalb des Flusses, sodass man zunächst über einen schmalen Holzsteg zum Fluss laufen muss. Tja und am Ufer des Flusses schaffte ich es dann, auf einem der Steine abzurutschen und mir eine Platzwunde an den beiden kleinen Fußzehen meines rechten Fußes zuzuziehen. Glücklicherweise konnte ich vor Ort medizinisch adäquat versorgt werden, sodass die Reise fortgesetzt werden konnte. Einziger Kollateralschaden war der Umstand, dass sich durch den erforderlichen Fußverband am nächsten Tag eine nette Blase um die Wunde bildete, die mich die letzten Kilometer zum Ziel begleitete.
- Tag: Alesjaure – Kieron – Abiskojaure
Von Alesjaure ging es noch einmal 18 km zum Checkpoint nach Kieron. Hier wurden uns zur Stärkung sehr leckere Pfannkuchen mit Preiselbeersauce gereicht, ehe es weiter Richtung Ziel ging. Die letzte Übernachtung vor dem Ziel legten wir auf dem Zeltplatz am Abiskojaure ein. Auch hier galt es wieder einmal, die Vorzüge einer Sauna zu genießen. Alternativ hätten wir im benachbarten Zeltplatz Nissanjåkka übernachten können, aber der vermeintliche Umweg war uns nach den Strapazen der letzten Tage doch zuviel des Guten. Darüber hinaus reizte uns die Aussicht auf den feinen Sandstrand am Abiskojaure.
- Tag: Abiskojaure – Abisko
Am nächsten Tag standen dann noch die restlichen 13 km auf dem Programm, die uns schnellen Schrittes nach Abisko führten, welches wir am 15.08.2013 erfolgreich erreichten und unsere Medaillen in Empfang nehmen konnten. Nach einem ausgiebigen Abendessen genossen wir die obligatorische Party mit Livemusik ehe es am nächsten Tag mit dem Bus zurück nach Kiruna ging.
Persönliches Fazit: Einmal Fjällräven und … wieder!
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die angenehmen Kontakte zu den anderen Wanderern. Auch wenn man sich unterwegs infolge der unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten aus den Augen verliert, traf man sich dennoch regelmäßig wieder. Beeindruckend war es außerdem, die Unberührtheit der Natur erleben zu können.
Wann passiert es einem schon einmal, dass man in Gedanken versunken den Weg entlang läuft und plötzlich steht ein Rentier vor einem? – Gleichwohl die 110 km Wanderung sich körperlich bemerkbar machten, so war es insgesamt eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte und die ich jedem Wanderbegeisterten nur ausdrücklich empfehlen kann! Profis schaffen die Strecke übrigens in zwei bis drei Tagen. Der Sieger benötigte sogar weniger als 20 Stunden. Aber wenn man extra aus Deutschland anreist, sollte man sich Zeit nehmen. Denn wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel!
Soweit der Beitrag von Sven. Wenn Du von eigenen Erfahrungen zum Fjällräven Classic Schweden berichten willst, steht Dir die Kommentarfunktion offen. Auch Fragen an Sven können auf diesem Wege beantwortet werden.
Hi Sven!
Schöner Bericht! Das klingt total spannend! Ich nehme am Höga Kusten Winter Classic 2016 teil, und hoffe ähnlich tolle Erfahrungen machen zu können, wie du!
Liebe Grüße aus Schweden,
Rike