Bereits in der Bronzezeit war die schwedische Westküste besiedelt. Die Vorfahren der heutigen „Bohusborna“, wie sich die Bewohner der Gegend nennen, waren Jäger, Sammler und Bauern. In den Wäldern tummelte sich gut genährtes Wild. Es gediehen Pilze und Beeren. Und die Böden brachten Gräser und Getreide hervor. Äußere Feinde, Bedroher oder Eroberer, scheinen lange einen Bogen um das Terrain gemacht zu haben, denn die Lebensbedingungen blieben über Generationen hinweg stabil. Zeugnis dieser frühen Blütezeit sind die aufwändigen Felszeichnungen, welche wir heute rund um die Gemeinde Tanum bewundern dürfen. Grund genug, sie in meine Reihe „besondere Orte in Schweden“ aufzunehmen.
Tanum und seine Urlaubsorte
Tanum liegt etwa auf halber Strecke zwischen Göteborg und Oslo. Über die Europastraße 6 ist es gut an das überregionale Straßennetz angebunden. Der namensgebende Ort der Gemeinde ist Tanumshede. Er hat über 1.500 Einwohner und zwei Wahrzeichen: eine weiße, bescheidene Kirche und eine schön erhaltene Gastgeberei mit Reitstall und Dorfladen. Seit ein paar Jahren gibt es nahe der E6 einen Shoppingcenter mit annähernd sechzig Geschäften. Er weist sogar eine größere Verkaufsfläche auf als Gekås in Ullared. Hinter dem Sammelbegriff Tanum verbergen sich mehrere beliebte Urlaubsorte, darunter Grebbestad, Fjällbacka und Hamburgsund:
- Grebbestad: Der ursprüngliche Charakter als Fischerdorf hängt Grebbestad noch an – aber durchaus zum Vorteil. Die maritime Atmosphäre geht mit Chic und gepflegtem Tourismus einher. Für Aktivitäten auf dem Wasser oder zu Lande stehen zahlreiche Dienstleister zur Auswahl: von der organisierten Hummersafari bis zum Paintball-Abenteuer im Gelände.
- Fjällbacka: Das malerischste der drei Dörfer liegt abschüssig zum Meer hin und bietet schöne Ausblicke und Fotomotive. Im Ortskern tummeln sich im Sommer viele Touristen, vor allem wegen der Ausflugsboote. Man kann durchaus ein Stück flanieren und findet exklusive Boutiquen, coole Cafés und alteingesessene Restaurants.
- Hamburgsund: Die ruhige Alternative. Das Dorf liegt an einer Art Fjord, ein Teil von ihm auf einer kleinen Insel – die Schärenwelt vor der Haustür. Badestellen gibt es mehrere. Im Sommer findet ein Wikingermarkt im nahegelegenen Wikingerdorf Hornbore by statt.
Übrigens: Die Orte sind Schauplätze in den Krimis von Camilla Läckberg und greifen den Lokalkolorit auf. Die Verfilmungen laufen hin und wieder im ZDF.
Ein Welterbe: Felszeichnungen von Tanum
Wenn Du die Felszeichnungen besichtigen möchtest, gibt es dafür zwei Anlaufstellen: Zum einen das Hällristningmuseum in Tanum, zum anderen das Vitlycke Museum im gleichnamigen Dorf. Ersteres heißt heute neumodisch „Rock Art Research Centre“, weil es die Zeichnungen unter dem Aspekt der prähistorischen Kunst präsentiert. Seine Ausstelling ist von Mai bis Oktober geöffnet. Sie gibt Einblick in die handwerklichen Voraussetzungen des Felsritzens und beleuchtet die Symbolik der häufigsten Motive (Elche, Boote, Werkzeuge usw.). Das Museum bildet ein Zentrum für Forscher und Hobbyforscher, die sich der Dokumentation und Konservierung der Felszeichnungen verschrieben haben. Von hier aus folgst Du am besten der Reichsstraße 163 Richtung Tanumshede, um zu den Felszeichnungen von Fossum zu gelangen. Sie gehören zusammen mit den Zeichnungen bei Litsleby, Aspeberget, Vitlycke und einigen kleineren Fundorten zum Welterbe von Tanum.
Vitlycke Museum – Welterbe von Tanum
Westlich von Tanumshede steht das relativ neue Vitlycke Museum, ein markanter Holzbau, der schöne, helle Ausstellungsräume beherbergt. In ihnen erfährst Du viel über die Entstehungsgeschichte der Felszeichnungen und die Bronzezeit im Allgemeinen. Eine Kopie der Himmelsscheibe von Nebra wird ebenfalls gezeigt. Im Gebäude befinden sich ein Shop, der ein breit gefächertes Souvenirangebot bereithält, sowie eine preisgünstige Caféteria. Vom Museum aus kannst Du an geführten Touren teilnehmen. Es ist aber auch ohne Guide beeindruckend, die Zeichnungen und Ritzungen aus nächster Nähe zu betrachten. Bei Vitlycke entfaltet sich eine besonders schöne, große Felstafel. Zum Museum gehört außerdem ein Freilichtbereich, der ein bronzezeitliches Dorf nachempfindet. Ein Rundgang hilft dabei, die rätselvollen Zeichnungen mit den Lebensbedingungen ihrer „Erschaffer“ in Zusammenhang zu bringen. Es fällt einem dadurch viel leichter, die vielfältigen Motive zu deuten und vielleicht sogar zu verstehen. Hinweis: Das Vitlycke Museum ist im Winter geschlossen – in der Regel von November bis März. Bei Eis und Schnee macht es keinen Sinn, nach den Felszeichnungen zu suchen.
Tanum ist nicht die einzige Gegend in Schweden, in der kunstvolle Steinritzungen entstanden. Bekannt dafür sind auch Enköping (Provinz Uppland), Horsahallen und Järrestad bei Simrishamn (Provinz Schonen), Högsby bei Bengtsfors (Provinz Dalsland), Kasimirsborg bei Västervik (Småland) sowie Slagsta bei Stockholm – alle für sich genommen haben eine spezielle Anziehungskraft und erinnern uns an die Lebensleistungen unserer vorzeitlichen Vorfahren.
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